II Übergewicht-assoziierte Krankheiten
1. Arteriosklerose
Erhöhte Blutfette
Eine Kombination von erhöhten Blutfetten (Cholesterin, LDL und Triglyzeride) und zu niedrigem Vitamin B und D kann zu Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) führen (11). Dann ist häufig die Blutversorgung des Herzens, des Gehirns und der Muskeln gestört: das kann zu Herzinfarkten, Schlaganfällen und Gehbehinderungen durch Krämpfe in den Beinmuskeln führen (4-10).
2. Zuckerkrankheit (Typ-2-Diabetes-T2DM)
Kohlenhydrate (Mehl- und Kartoffelspeisen, Chips und süße Getränke) werden im Darm abgebaut, der daraus resultierende Zucker wird resorbiert, das führt zur Erhöhung des Blutzuckers und deshalb wird Insulin ausgeschüttet, um den Blutzucker wieder zu senken. Dieser Mechanismus wird bei übergewichtigen Personen oft überstrapaziert, sodass der Blutzucker zu lange oder dauerhaft erhöht bleibt (6). Das ist der Typ-2-Diabetes, der zusammen mit erhöhten Lipiden die Gefahr stark erhöht, eine Arteriosklerose zu bekommen. Beides zusammen ist bei übergewichtigen Personen leider häufig und deshalb sind ihre Arterien besonders gefährdet.
3. Unerfüllter Kinderwunsch, das Polyzystische Ovar-Syndrom (PCO)
Jüngere übergewichtige Frauen haben häufig Probleme, schwanger zu werden. Sie neigen zum Typ-2-Diabetes, haben häufig verlängerte oder gar keine Menstruationszyklen und erhöhte Spiegel von männlichen Geschlechtshormonen, den Androgenen (10) (11).
4. Erkrankungen des Bewegungsapparates
In den letzten Jahren wurden die Zusammenhänge zwischen Übergewicht und Erkrankungen des Bewegungsapparates wissenschaftlich, tierexperimentell und klinisch sehr intensiv erforscht (12) (13) (14).
4a) Gelenke
Übergewichtige Tiere und Menschen haben auch zu viele Fettzellen in sogenannten Fettzotten in den großen Gelenken (12) (13) (14) (15) (16). Bis vor Kurzem glaubte man, das diese Fettzotten eine Art Kissenfunktion ausüben, sodass Knorpel nicht auf Knorpel reibt. Das ist auch richtig; aber heute wissen wir auch, dass die große Anzahl von Fettzotten bei Übergewichtigen lokal vermehrt proinflammatorische Zytokine produziert und die Knorpelzellen schädigt und so die Entstehung von Arthrose fördert (16) (17). Eine Reduktion von Fettzellen reduziert also den lokalen Entzündungszustand in Gelenken und beugt so der Entwicklung einer Arthrose vor (17) (18) (19).
4b) Knochen
Das Knochenmark ist ein wichtiger Ort zur Produktion von roten Blutkörperchen und von Zellen, die dem Körper bei der Abwehr von Infekten helfen (18). Aber das Knochenmark enthält auch Fettzellen, bei übergewichtigen Tieren und Personen besonders viele (19) (20) (21) (22). Auch hier entwickelt sich durch die proinflammatorischen Zytokine ein lokaler Entzündungsprozess, der den Knochenabbau fördert und den Aufbau hemmt. So entsteht eine Osteoporose (20) (21).
4c) Muskeln
Die Muskulatur ist ein weiterer Bestandteil des Bewegungsapparates und verbraucht die meisten Kalorien, welche als Blutzucker im Körper zirkulieren (23). Der Blutzucker ist der wichtigste Energieträger für den gesamten Organismus und deshalb ist die Muskulatur wichtig für die Blutzuckerregulation. Bei übergewichtigen Personen produzieren die vielen Fettzellen in der Muskulatur ebenfalls lokale Entzündungsherde, die die Muskulatur schädigen und zu Muskelschwund (Sarkopenie) führen (6) (24) (25).
Zusammenfassend muss also festgestellt werden, dass durch die große Ansammlung von Fettgewebe in allen Bestandteilen des Bewegungsapparates von übergewichtigen Personen Gelenke, Knochen und Muskulatur geschädigt werden. Deshalb werden die übergewichtsbedingten Erkrankungen des Bewegungsapparates auch „Osteosarkopenisches Übergewicht“ genannt (14).
5 Bösartige Erkrankungen
Eine große Anzahl von klinischen Analysen beweist einen klaren Zusammenhang zwischen vielen Krebsarten und Übergewicht bei Frauen und Männern (6) (26) (27) (28) (29). Bei Frauen steht hier der Brustkrebs im Vordergrund, der laut einer großen Analyse deutlich häufiger bei übergewichtigen Frauen in jedem Alter im Vergleich zu Frauen mit normalem Gewicht auftrat (24).
Übergewichtige Männer haben dagegen deutlich häufiger Krebse des Magen-Darm-Traktes und der Leber (26) (27) (28) (29). Auch der Krebs der Prostata ist häufiger bei übergewichtigen Männern (35). Das häufigere Auftreten von Lungenkrebs bei beiden Geschlechtern hängt zusätzlich mit den Rauchgewohnheiten zusammen, da Rauchen den bei Übergewicht ohnehin hohen oxidativen Stress noch erhöht (26).
6. Inkontinenz
Ein großes, aber oft nicht angesprochenes Problem von vielen Frauen ist die Inkontinenz. Nach Geburten kommt es auch bei Frauen mit normalem Gewicht häufig zu ungewolltem Harnabgang (30) (31) (32). Je höher das Übergewicht und je älter die Frauen, desto häufiger wird das zu einem immer größeren Problem, wobei der postmenopausale Östrogenmangel eine zusätzliche wichtige Rolle spielt. Die Ursache für die Inkontinenz ist eien Schwäche der Muskulatur des Beckenbodens.
Auch übergewichtige Männer haben Inkontinenz-Probleme. Bei ihnen spielt das Alter ebenfalls eine Rolle, insbesondere bei den dann häufig vorliegenden Prostatabeschwerden (32).
7. Demenz
Arterielle Durchblutungsstörungen sind häufig bei übergewichtigen Personen und reduzieren oft auch die Blutversorgung des Gehirns, sodass sich daraus eine Demenz entwickeln kann (33). Verbreiteter ist jedoch die Demenz vom Alzheimer-Typ und betrifft auch häufiger über- als normalgewichtige Personen (34).